Eltern
Eltern sind in vielerlei Hinsicht entscheidend für die sportliche Laufbahn von Nachwuchsathletinnen und -athleten. Unterstützen, fördern und im richtigen Moment loslassen, sind anspruchsvolle Aufgaben, die von Sportmüttern und -vätern wahrgenommen werden. Die IG Unihockey Nordwestschweiz veranstaltet regelmässige Sporteltern Infos und bringt Eltern mit Trainer:innen und Verbandsfunktionäre in den Austausch.
Rollenklärung
Vielen Eltern ist gar nicht bewusst, dass sie die schönste Rolle von allen Betreuern haben. Sie sind diejenigen, die ihr Kind in den Arm nehmen. Sie dürfen es herzlich drücken und auch mal einen Kuss geben. Sie haben eine Art Monopolstellung und dürfen Ihrem Kind diese herzliche und körperliche Nähe entgegenbringen. Eine Umarmung nach dem Spiel oder dem Wettkampf kann dem Kind dabei
helfen, die eine oder andere schlechte Leistung zu verarbeiten. Es ist deshalb wichtig, dass sich Sporteltern über ihre Rolle Gedanken machen.
Es hilft, wenn sich Eltern mit der Trainerin oder dem Sportverantwortlichen absprechen und klären, wer wofür verantwortlich ist. Wer entscheidet, welche Wettkämpfe bestritten werden? Wer begleitet die Juniorinnen und Junioren an die Wettkämpfe? Wer macht eine Proberunde oder ist für
die Matchvorbereitung zuständig? Wer macht wann eine Wettkampfbesprechung? Es gibt alle möglichen Varianten der Aufgabenteilung und grosse Unterschiede unter den Sportarten. Grundsätzlich übernimmt die Trainerin oder der Trainer alle sportspezifischen Aufgaben. Bei Engpässen
der personellen Ressourcen kann es aber vorkommen, dass Eltern Teilaufgaben übernehmen. Umso wichtiger ist, sich gut miteinander abzusprechen. Zu Missverständnissen kommt es häufig, wenn stillschweigende Annahmen getroffen werden. Auch wenn alle das Beste für das Kind wollen, können die Eltern gewisse Entscheidungen der Trainerin oder des Trainers manchmal nur schwer nachvollziehen. In diesen Situationen ist es wichtig, Konflikte nicht vor dem Kind auszutragen
Wirkung von Eltern
Es gibt Eltern, die Vereinen, Schiedsrichtern und ihren Kindern mit falschem Ehrgeiz das Leben schwer machen. Wer seine Kinder auf dem sportlichen Weg begleiten und unterstützen will, sieht sich manchmal fast gezwungen, sich zu rechtfertigen. Denn diese Eltern, welche die Karriere
ihrer Kinder mit falschem Elan vorantreiben, werfen ein schlechtes Licht auf den Nachwuchssport. Die folgende Auflistung kann Eltern bei der Definition ihrer Rolle unterstützen.
Positive Wirkung
– Spass und Erlebnisse fördern
– ein motivierendes Klima schaffen, in dem Einsatz und Fortschritt stärker gewichtet werden als Sieg und Niederlage (Resultate)
– das Kind unabhängig von der Leistung lieben
– in logistischen und finanziellen Belangen unterstützen
– der Trainerin oder dem Trainer zur Seite stehen
– Perspektiven und Lebensgestaltung auch neben dem Sport aufzeigen
Negative Wirkung
– Überidentifikation und Überengagement
– Desinteresse
– eigene Ambitionen in den Vordergrund stellen
– elterliche Unterstützung als persönliches Opfer darstellen
– kurzfristiges Denken sowie Fokus auf Klassierung und Resultate statt nachhaltige Entwicklung
– unsportliches und respektloses Verhalten an Wettkämpfen
– Konkurrenzdenken gegenüber andern Eltern und ihren Kindern
– fehlender Respekt gegenüber Trainerin, Trainer und Funktionären
Feedbackregeln
Wenn Eltern ihrem Kind nach dem Sport eine Rückmeldung geben möchten, dienen folgende
Anhaltspunkte der Orientierung:
– Konstruktiv sein und Perspektiven für die Zukunft bieten.
– Beschreibungen statt Bewertungen und Interpretationen. Kritik sollte sachlich geäussert werden.
– Konkret sein, so dass das Kind das Feedback nachvollziehen kann.
– Die Ich-Botschaft für Beobachtungen und Eindrücke verwenden, so kann das Kind Rückmeldungen leichter annehmen.
– Positiv bleiben und daran denken, dass es schwierig ist, Kritik einzustecken.
«Erlebnis vor Ergebnis»
Die von Swiss Olympic lancierte Kampagne «Erlebnis vor Ergebnis» will Eltern daran erinnern, dass für Kinder der Spass am Sport vor dem Resultat kommt. Die Kampagne wird durch das Präventionsprogramm «cool and clean» gesteuert.
Die familiäre Atmosphäre beeinflusst die Leistungsentwicklung Ihres Kindes. Dazu zählen auch die Geschwister und enge Freunde der Nachwuchsathletinnen und -athleten. Die Konstellationen sind in jeder Familie wieder anders. Oft sind auch die Geschwister begabt und treiben leistungsorientierten Sport. Dabei steht die Familie vor der Herausforderung, alles unter einen Hut zu bringen und bei der Begleitung und Betreuung der Kinder eine Balance zu finden. Es kann auch sein, dass nur ein Kind leistungsorientierten Sport treibt, dadurch viel Aufmerksamkeit bekommt und auf finanzielle Unterstützung angewiesen ist. Durch die vorgegebene Trainingsund Wettkampfplanung, die eine sportliche Ausbildung vorgibt, müssen Ferienpläne auf das Kind abgestimmt oder Familienausflüge kurzfristig verschoben werden. Von den Geschwistern
wird Flexibilität und Verständnis erwartet. Diesem Umstand ist aktiv Rechnung zu tragen. Es empfiehlt sich, die Situation mit allen Beteiligten offen zu besprechen, um den Bedürfnissen aller Familienmitglieder bestmöglich gerecht zu werden.
Sensible Phasen
Übergangsphasen wie Schulwechsel, neues Betreuungs- und Trainingsumfeld, wechselnde Bezugspersonen oder biologische Veränderungen werden als «sensible Phasen» bezeichnet. Kinder verlassen ihre Komfort- und Sicherheitszone und nehmen eine neue Herausforderung an. Wenn diese Übergänge nicht vorbereitet und begleitet werden, kann es zu Krisen kommen. Eltern geben dem Kind in diesen heiklen Phasen Schutz und Geborgenheit und unterstützen es dabei, geeignete Lösungen zu finden und sich auf die veränderte Situation einzustellen.
– Betrachten Sie Erfolge als Geschenk und bauen Sie keine belastenden Erwartungen auf.
– Machen Sie die sportliche Karriere Ihres Kindes nicht zu Ihrem eigenen Projekt.
– Loben Sie das Verhalten und nicht das Resultat.
– Bleiben Sie auch nach Niederlagen bewusst positiv und aufmunternd.
– Fördern Sie Respekt und Fairplay und leben Sie es vor.
– Nehmen Sie die Leistung Ihres Kindes wahr und vergleichen Sie es nicht mit andern Kindern.
– Sportliche Defizite zu erkennen ist Aufgabe der Trainerin oder des Trainers.
– Gönnen Sie Ihrem Kind Erholung.
– Glorifizieren Sie keine Siege und dramatisieren Sie Niederlagen nicht.
– Intervenieren Sie während eines Wettkampfs nicht mit Coachingtipps.
– Versuchen Sie positiv auf Ihr Kind zu wirken – auch in Stresssituationen beim Wettkampf.
– Seien Sie sich der sensiblen Phasen bewusst und bieten Sie Ihrem Kind Unterstützung an.
– Beziehen Sie die ganze Familie in die Planung ein und vermeiden Sie, dass es durch ein Ungleichgewicht in der Betreuung Ihrer Kinder zu Spannungen kommt.
https://www.zh.ch/de/sport-kultur/sport/leistungssport/sporteltern.html